Labyrinth. Tiefe Buchen mit blaugrünem und glasklarem Wasser enden oft am einem kleinen Streifen hellen Sandes, nur mit dem Boot erreichbar. Das ruhige Wasser gibt den Blick frei auf Korallenbänke und die faszinierende Tierwelt unter Wasser — bunte Fische huschen durch die bunten Korallen, gefleckte Muränen lauern auf Beute, Delphine und manchmal auch Wale durchbrechen den blauen Meeresspiegel. An der Halbinsel Musandam sinkt das Hajargebirge im Meer, als wollte es die Fluten des Persischen Golfs aufhalten. Ruus al Jibaal, die Köpfe der Berge, nennen die Omanis diese Region an der Straße von Hormuz.
In Khasab besteige ich eine Dhau, um diese einzigartige Landschaft an der Nordspitze Oman näher zu erkunden. Nach einer halben Stunde haben wir den geschäftigen Hafen hinter uns gelassen und tauchen ein in ein Land der absolute Stille. Nur das Brechen der Wellen an der schroffen Küstenfelsen ist zu hören, dazu leise das Tuckern des Schiffsmotor, das wir jedoch bald nicht mehr wahrnehmen. Das Spiel des Lichts, das die untergehende Sonne auf die Wellen zaubert, die schroffen Felsen, die rot wie Glut in der Abendsonne leuchten und mit dem dunkelblauen Wasser einen besonderen Kontrast bilden, es ist einfach nur schön.
Musandam ist eine Exklave des Sultanats Oman, die lange Zeit militärisches Sperrgebiet war und von Ausländern nicht besucht werden konnte. Seit vor 20 Jahren diese Beschränkungen aufgehoben wurden, gilt Musandam als eine der schönsten Regionen Omans. Die Hauptstadt Khasab selbst erreicht man inzwischen relativ einfach über die Teerstraße entlang der Küste, von Muscat aus sind es rund 470 Kilometer, von Dubai aus sind es nur 120. Oman Air fliegt täglich von Muscat aus nach Khasab.
Zu einem echten Abenteuer entwickelte sich die Fahrt mit dem Geländewagen über den 2000 Meter hohen Jebel Harim nach Khasab. Auf den teils staubigen Straßen, die sich in engen Serpentinen die Hänge hinaufziehen, erreichen wir immer wieder Punkte mit einer fantastischen Aussicht. Das blaue Meer zwischen der weißen und brauen Felsen, tiefe Schluchten und spitze Berge. Es gibt leichtere Wege nach Khasab, aber die unberührte, urtümliche Landschaft lohnte den Umweg.