Erkundungen links und rechts der Donau

 Erkundungen links und rechts der Donau

Passau, die alte Stadt am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz, war wieder einmal der Ausgangspunkt einer Fahrt nach Österreich. Durch die verwinkelten Gassen der Innstadt kommen wir zur Donaustraße, die heute den stolzen Namen „Straße der Könige und Kaiser“ führt. Gleich hinter der Grenze, an der heute die erste Tankstelle in Österreich liegt, wird das Tal der Donau eng. Der Strom durchbricht das Urgesteinsmassiv des Böhmerwaldes, das hier einen Keil nach Süden bildet. Dieser Urgesteinskeil, dessen Südgrenze etwa die Bundestraße 129 ist, war früher ein dünn besiedeltes, waldreiches Gebiet, das zum Bistum Passau gehörte - der Passauer Wald. Der Volksmund schlief das Wort ab, es entstand der Name Sauwald.

Kleine Straßen schlängeln sich durch das Land, durch Wald, eine davon ist die Sauwald-Panoramastraße. Nicht weit hinter Passau weißt ein Schild nach rechts, nach Esternberg. Durch den Wald führt die Straße steil bergauf, hinter dem Ort öffnet sich der Blick gen Norden das erste Mal. Wer dann weiter der L 1155 folgt, der findet immer wieder Ausblicke über weite Teile Oberösterreichs, sei es nach Norden, dem Mühlviertel zu, oder nach Süden, über die Hügel des Hausrucks zu den Spitzen der Alpen, an einem föhnigen Tag ein Erlebnis. Auch kulinarisch hat der Sauwald etwas zu bieten: Surfleisch, also Pökelfleisch und eine besondere Sorte Kartoffeln, gibt es zu entdecken.
Die Panoramastraße endet wieder an der Donau, in Wesenufer. Auch von Engelhartszell aus erreicht man die Panoramastraße.
Nördlich der Donau liegt das Mühlviertel - benannt nach dem Flüsschen „Mühl“, das diese Region durchfließt. Geologisch ist das Mühlviertel die östliche Vorsetzung des bayerischen Waldes. Die Region ist durch die frühe Textilverarbeitung geprägt, eine Weberstraße führt durch das Mühlviertel, auch entlang der Mühlviertler Museumsstrasse finden sich noch Färbereien und Webereien, die von der alten Zeit erzählen...


Gotik und Mystik

Oberösterreich: Oberösterreich: Erkundungen links und rechts der Donau © Gottfried Pattermann/gp-image-facts

Das Mühlviertel hat seine mystischen Seiten. Hügel, die oft nebelverhangen sind, und tief eingeschnittene, dicht bewaldete Täler prägen das Geheimnisvolle dieser Landschaft. In den Dörfern dominieren gotische Kirchen mit Schätzen spätmittelalterlicher sakraler Kunst – die sich auf der Mühlviertler Gotikstraße entdecken lassen.

Das Mühlviertel, die nördlichste Region Oberösterreichs, die an Bayern und Südböhmen grenzt, hat viele alte Geschichten und ewige Wahrheiten zu erzählen – von Märtyrern, Heiligen, Verfolgten, Leidenden und Erlösten … Insgesamt 30 Bauwerke auf der Mühlviertler Gotikstraße legen darüber Zeugnis ab. Bei einigen sakralen Meisterwerken muss der kunstsinnige Besucher mitunter zwar den Mesner herausläuten, aber die Kirchenpforten öffnen sich für jeden – ob für Pilger oder Kunstinteressierte. Schließlich sind die Mühlviertler auf ihr gotisches Erbe stolz und geben, gewürzt mit kleinen Geschichten, gerne Auskunft darüber.
Anderswo in Österreich fielen viele gotische Kunstwerke den Türkenkriegen zum Opfer. Oder sie wurden im Zuge der Barockisierung im Laufe des 17. und 18. Jahrhundert schlichtweg weggeworfen oder verbrannt. Zu jener Zeit sah man doch tatsächlich die strenge Formensprache der Gotik als eine Geschmacksverirrung der Kunstgeschichte an und überzog viele Kirchen mit der opulenten Ästhetik des Barock. Anders im Mühlviertel. Hier hat man sich offensichtlich schon immer auf das gute Alte besonnen und das kulturelle Erbe gehegt und gepflegt.

Oberösterreich: Oberösterreich: Erkundungen links und rechts der Donau - gotischer Flügelaltar in Kefermarkt © Gottfried Pattermann/gp-image-facts

Ein gutes Beispiel dafür ist der weltberühmte Flügelaltar von Kefermarkt. Dieses Juwel der Mühlviertler Gotikstraße ist eines der herausragendsten Beispiele spätgotischer Holzschnitzkunst. Dabei ist der Künstler der dreiteiligen Altarskulptur bis heute unbekannt! Der aus Lindenholz gefertigte Flügelaltar zeigt in der Mitte die drei Heiligen Petrus, Wolfgang (dem die Kirche geweiht ist) und Christophorus, dessen auf den Stock gestützte Haltung besonders ergreifend wirkt. Seit mehr als 500 Jahren befindet sich der Altar unter dem Netzrippengewölbe der Kefermarkter Pfarrkirche. Reformation, Kriege und Unruhen konnten ihm nichts anhaben – einzig der Holzwurm hat seine Existenz ernstlich bedroht. Es ist dem Dichter Adalbert Stifter in seiner Funktion als Landeskonservator von Oberösterreich zu verdanken, dass der bereits stark mitgenommene Altar in den Jahren 1852–55 restauriert und so der Nachwelt erhalten werden konnte.
Ähnliches gilt für viele andere Kunstschätze im Mühlviertel: Kirchen, Kapellen und Flügelaltäre im gesamten Mühlviertler Kernland zeugen vom ausgeprägten Kunstsinn und von der tiefen Frömmigkeit seiner Bewohner. Besonders beeindruckende Bauten sind das imposante Kreuzrippengewölbe der Pfarrkirche von Gutau, die Pfarrkirche von Pabneukirchen mit ihrem romanischen Baucharakter oder die ausschließlich aus Granitsteinen erbaute Dorfkapelle von Wienau. Aber nicht nur Kirchen liegen auf der Gotikstraße.


Freistadt im Mühlviertel

Oberösterreich: Oberösterreich: Erkundungen links und rechts der Donau-Freistadt © Gottfried Pattermann/gp-image-facts

Am Hauptplatz, der guten Stube Freistadts, plätschert ein Brunnen, und die Heilige Maria behält alles im Auge, was hier so passiert.
Die „Hauptstadt“ des Mühlviertels ist ein einzigartiges Ensemble spätgotischer Baukunst. Die fast vollständig erhaltene mittelalterliche Befestigungsanlage, die fürstliche Burg mit ihrem profilierten gotischen Turm sowie stattliche Bürgerhäuser und wehrhafte Türme lassen bei einem Rundgang die Zeit stillstehen – und erzählen den Besuchern manch mystische Geschichte aus dem Mittelalter
Wer in die Stadt hinein will, benutzt die Stadttore, das ist seit dem Mittelalter nicht anders geworden. Freistadt besitzt als einer der wenigen Orte noch seinen mittelalterlichen Mauerring, teilweise etwas zerzaust, aber doch noch gut zu erkennen. Ein Spaziergang rund um die alte Stadt, etwa an einem lauen Sommerabend, ist ein besonderes Erlebnis. Die schönste Partie ist die rund um den Scheiblingsturm und das Linzertor. Hat man seine Tour hier begonnen, so beschließe man den Abend im Biergarten des Bürgerlichen Brauhauses, gleich auf der anderen Straßenseite, in dessen Hof der passende Brunnen mit einem gar durstigen Zecher steht.

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Die gute Stube Freistadt ist der Marktplatz. Zwischen der Stadtpfarrkirche mit dem barocken Turm und dem Eingang zum Schlossplatz öffnet sich ein Rechteck, an dessen Seite die Fassaden der Bürgerhäuser, jede mit ihrem besonderen Charakter, einander zu übertreffen suchen. Von der Gotik über die Renaissance bis hin zum Barock ist jeder Stil vertreten, wie ein Gang durch die Baugeschichte der Stadt. Über die erfährt man viel im Heimatmuseum, gleich neben dem Finanzamt, das sich auch im Schloss befindet. Abends kehrt auf dem Platz Ruhe ein, nur, die Maria ist noch da, etwas geblendet von den Scheinwerfern...


Spuren der Vergangenheit

Im Mühlviertel, so heißt es oft, sei die Zeit stehengeblieben. Vielleicht konnte gerade deshalb so viel aus der alten Zeit erhalten bleiben. Auf der Mühlviertler Museumsstraße laden nicht weniger als 31 Museen und Ausstellungen den Besucher auf eine Reise in die Vergangenheit ein.
Schon Aristoteles und Caesar kannten den Böhmerwald. Allerdings bezeichneten sie ihn mit dem Namen „Hercynia silva“. Der Wald und die Holzwirtschaft bestimmten denn auch über Jahrhunderte die hügelige Mühlviertler Landschaft. Noch heute findet man an zahlreichen Bächen kleine Sägemühlen, die gemeinsam mit den vielen Mehl- und Leinölmühlen dem Mühlviertel ihren Namen gaben. Freilichtmuseen wie die Venetianersäge in Windhaag bei Freistadt halten dieses Erbe wach. Wenn hier das Mühlrad von Wasser angetrieben wird, Zahnräder über Riemen eine Einblattsäge in Betrieb setzen, die dann ganz ohne Strom ein Baumstamm durchsägt, versetzt dieser jahrhundertealte, wohl durchdachte Mechanismus viele Besucher in fasziniertes Staunen.
Respekt vor der Vergangenheit gebietet auch das Freistädter Schlossmuseum, das im wehrhaften gotischen Turm des Schlosses untergebracht ist. Nicht weniger als acht Stockwerke steigt man hier über steile Treppen hinauf, und in jedem Stock erwartet den Besucher eine andere Facette aus dem alltäglichen Leben der Region. Brauchtum des Jahres- und Lebenslaufs, bäuerliche Wirtschaftsgeräte, alte Uhren und ewige Kalender und vieles mehr erwarten die wissenshungrigen Besucher. Werke der Volksandacht finden hier ebenso Platz wie Belege für den Aberglauben der bäuerlichen Bevölkerung. So finden sich unter den Talismanen und Glückssteinen gar seltsame Stücke wie die „Verschreifeige“, die verhindern sollte, dass einem Lob allzu sehr zu Kopfe stieg … Der luftige Höhepunkt und zugleich Abschluss des Schlossmuseums ist schließlich auf der Turmbrüstung erreicht, wo man mit einem fantastischen Rundblick auf die mittelalterliche Stadt Freistadt und das hügelige Umland belohnt wird.
Die beste Reisezeit für die Mühlviertler Museumsstraße ist von April bis Oktober, denn über den Winter sind viele kleine Museen und die meisten Freilichtmuseen geschlossen. Der Sommer ist auch wohl auch die beste Zeit, um die Tradition der Leinenweberei kennenzulernen – schließlich trägt sich der feine Stoff zur warmen Jahreszeit besonders gut. Einen umfassenden Blick auf das Textilgewerbe gewinnt man etwa im reich ausgestatteten Webereimuseum in Haslach oder im Färbermuseum in Gutau, wo anhand alter Arbeitsgeräte wie den tiefen Farbbottichen aus Eichenholz oder der gewaltigen Mangel zum Plätten der Leinenstoffe die Mühsal der Stoffbearbeitung nachvollziehbar wird.
Ebenso alt wie die Weberei ist im Mühlviertel das Schmiedehandwerk. Lasberg bei Freistadt war früher so etwas wie ein Zentrum dieser Zunft. In einem der ältesten Häuser des kleinen Orts befindet sich die 1526 errichtete Huf- und Wagenschmiede, nur unweit befindet sich die ehemalige Spiralschmiede, die unter anderem die Hufeisen für die Mühlviertler Pferdeeisenbahn schmiedete. Und in der Lasberger Fürstenhammer Hammerschmiede wurden seit dem 16. Jahrhundert Sensen erzeugt. Alle diese alten Handwerksbetriebe sind noch im Urzustand erhalten, und als Erinnerung können sich Besucher in der Hammerschmiede auf einem Münzprägestock den Lasberger Glücksheller selbst schlagen.
Dass die Mühlviertler aber nicht nur hart und fleißig arbeiteten, sondern sich auch gerne dem Genuss hingaben, lässt sich etwa im 1. Oberösterreichischen Schnapsmuseum in St. Oswald bei Freistadt oder im Mostmuseum in Neumarkt im Mühlkreis nachvollziehen. Nach einem langen Museumstag lässt eine Verkostung der edlen Tropfen schließlich auch den Gaumen auf seine Rechnung kommen.

Bilder: Gottfried Pattermann/gp-image-facts.com

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