Wachauer Marillen

Wachauer Marillen
Wachauer Marillen  Bild: Gottfried Pattermann 
Neben dem Wein hat die Donau-Region 100 Kilometer westlich von Wien aber noch andere Genüsse zu bieten. Zum Beispiel die Wachauer Marille. Diese Aprikosensorte wurde von der EU sogar als regionale Spezialität anerkannt. Nur hier in der Wachau gedeiht solch eine Aprikose, die mit ihrem Duft und Geschmack Genießer verzaubert. Ihre Einmaligkeit verdankt die süße Wachauerin dem mineralhaltigen Boden. Und sie profitiert von einem auch im Winter höchst angenehmen Klima in diesem Donau-Tal. Mehr als 200 meist kleine, aber sehr feine Anbau-Betriebe haben sich inzwischen zusammengeschlossen zu einem „Verband zum Schutz der Wachauer Marille“.
Sogar die EU hat ihre Bezeichnung geschützt: Die „Wachauer Marille“ muss nicht Aprikose heißen! Denn diese Sorte gibt es nur in der Weltkulturerbe-Region Wachau, entlang der Donau. Traditionell wird sie in einem konischen Holzkorb namens Zistel gepflückt oder samtig-reif vom Baum geschüttelt.
„Die „greaoaschat’n“ sind die Besten“, verkündet Harald Aufreiter von seiner Stehleiter und spielt damit auf das besondere Aroma jener Marillen an, die mit noch grünem „Hinterteil“ geerntet werden. In der romantischen Landschaft der Wachau, die schon vielen Filmen als herzerwärmende Kulisse gedient hat, biegen sich Ende Juli altgediente Bäume mit charakteristischen Rundkronen unter der Last der Marillenernte. Und auch in den Marillengärten der Aufreiters muss es dieser Tage schnell gehen. Denn die alten Sorten der Wachauer Marille – vorwiegend die Klosterneuburger und die Kremser – wollen ab Reife innerhalb von zwei Tagen verarbeitet sein. Darum legt die gesamte Familie Aufreiter von den Großeltern bis zur mittlerweile dritten Generation Hand an. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn eine maschinelle Ernte würde den zarten Früchten gar nicht gut bekommen.

Von der Traube zur Marille

Die Marillenpflanzungen der Aufreiters mit insgesamt rund 1.000 Bäumen erwuchsen ursprünglich aus dem Weinbau, aus der Gastronomie und der Zimmervermietung – wie bei so vielen der 180 Wachauer Marillenbauern. Aus ein paar Gläsern Marillen-Marmelade (Konfitüre), die man den Gästen exklusiv zum Frühstück kredenzte, entwickelte sich bald eine fruchtige Produktvielfalt: vom Nektar, über den Likör bis hin zum Edelbrand. Somit ist Herr Aufreiter eigentlich Marillenbauer, Weinbauer und Edelbrandsommelier in Personalunion: „In einem bevorzugten Klima wie der Wachau liegt die Arbeit mit feinen Aromen praktisch auf der Hand. Wobei mir von Anfang an wichtig war, dass wir die Produktion von A bis Z selbst übernehmen. Von der Baumschule bis zum Portionsglas für die Gastronomie. Nur so können wir für die herausragende Qualität garantieren.“

Im Rhythmus der Natur

So ideal das Klima für das Zucker-Säure-Spiel der Wachauer Marille ist, so wechselhaft kann es sich in der heiklen Wachstums- und Reifephase darstellen. „Unerwarteter Frost und Hagel sind die größten Feinde des Marillenbauern“, erklärt Herr Aufreiter. „Und obwohl es uns ganz wichtig ist, mit der Natur zu arbeiten, wollen wir uns ihren Gewalten nicht bedingungslos beugen. Darum setzen wir auf mehrere Marillengärten in unterschiedlichen Lagen. So ist vor allem bei einem Hagelschlag die Chance größer, dass weiter entfernte Pflanzungen verschont bleiben.“ Mit der Natur arbeiten, das bedeutet auch den konsequenten Verzicht auf Pflanzenschutzmittel. „Warum Pestizide spritzen, wenn Nützlinge wie der Marienkäfer ohnehin ständig hungrig sind bzw. oft ein einfacher Leimring am Baumstamm ebenso gut gegen Schädlinge hilft?“ Hier spricht ein Mann, der seine baumstarken Schützlinge in fast permanentem Einsatz durchs Jahr begleitet: vom Zurückschneiden der Bäume nach der Ernte, übers Aufforsten mit Material aus der eigenen Baumschule im Herbst und die Veredelung rund um den Jahreswechsel, bis hin zum tagesfüllenden Zistel-Einsatz im Juli und August.

Fest verwurzelt

Was aus der Region kommt, bleibt zum Großteil auch in der Region. Aber nicht ausschließlich: Einiges wird auch weiterverarbeitet, beispielsweise vom Confiseur Bernd Hochleitner in Tamsweg, der Aufreiters Marillenbrand und das Marillenmark in feinste Schokoladen verwandelt. Oder vom Weltmeister-Konditorbetrieb Michael Regner in Seckau, der daraus seine Wachauer Busserln herstellt. „Die Produzenten bester Lebensmittel laufen sich in Österreich eben immer über den Weg“, schmunzelt der Kremser Marillenbauer. Apropos Weg: Auf dem eigens kreierten Marillenweg lassen sich ausgesuchte Gärten der Aufreiters mit allen Sinnen entdecken. Bester Begleiter speziell für die Kleinen ist dabei das gleichermaßen vergnügliche und lehrreiche Kinderbuch „Lilli-Marilli“ aus der Feder von Haralds Ehefrau Katharina Aufreiter.
Das südliche Donau-Ufer lag einst im Windschatten der Wachau. Aber nun kann der Winzer, Marillen-Bauer und Privatvermieter Harald Aufreiter feststellen: „Unsere Bemühungen wurden lange genug nicht beachtet. Heute trägt diese Arbeit – im wahrsten Sinne des Wortes – endlich ihre Früchte.“ Und das ist erst der Anfang. Seine Frau Katharina verspricht für die Zukunft: „Eine Wachauer Früchte-Vielfalt. Wir haben dafür die geeigneten Böden. Und wir haben eine Sonne, wie sie nirgendwo sonst nördlich der Alpen scheint.“ Das Winzer-Ehepaar Aufreiter orientiert sich bei seiner Zukunftsplanung an den Zielen der „Arche Noah“, einer in Österreich aktiven „Gesellschaft zur Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzen-Vielfalt“. Die Arche Noah will unter anderem wertvolle Kulturpflanzen-Sorten vor dem Aussterben bewahren. Und jener Marillen-Lehrpfad, den die Aufreiters zu Füßen von Stift Göttweig angelegt haben, ist bereits Vorbild für andere Genuss-Spender – nicht nur in der Wachau. Für Katharina Aufreiter beginnt der Genuss aber nicht erst dann, wenn der Gast die Köstlichkeiten serviert bekommt: „Zu unserem Genuss-Konzept gehört es auch, dass unsere Gäste hautnah erleben können, wie hier der Wein und die anderen Wachauer Spezialitäten gedeihen.“ Das Wandern oder das gemütliche Radeln ist ein Teil dieser Erfahrung, die jeder Wachau-Besucher als Souvenir mit nach Hause nehmen kann. 

Spitzer Marillen-Kirtag

Einmal im Jahr dreht sich in Spitz alles um die Marille. Denn dann ist Marillen-Kirtag. Auf dem kleinen Platz vor der gotischen Kirche werden Buden aufgebaut, an denen die Besucher alles erhalten, was mit Marillen zu tun hat. Da sind Stände mit Backwerk wie Marillenstrudel, da werden feine Marillenbrände, Marmeladen und andere Köstlichen angeboten. Ja, und es gibt einen Marillenknödel-Automaten.Bereits seit 1950 verwandelt sich der Spitzer Kirchenplatz am vorletzten Wochenende im Juli in ein besonderes Festgelände. Dann zeigen die Spitzer ihren Gästen die Vielfalt an Spezialitäten aus der Region, die sich aus der Wachauer Marille zubereiten lassen. Natürlich kommen auch Weinliebhaber beim Spitzer Marillenkirtag nicht zu kurz! 
Der Sonntag steht ganz im Zeichen des Festprogrammes. Nach dem Frühschoppen ziehen am Nachmittag König Marillus und Prinzessin Aprikosia durch den Ort. Am Festplatz angekommen werden Volkstänze und Lieder dargeboten, Tanzmusik rundet das Festprogramm an allen drei Tagen ab.


 

Mehr Information: 

Weinhof Aufreiter
Dorfstrasse 34
A-3506 Krems-Angern
Tel: +43 (0)2739 2205
www.weinhof.at

Tourismusverein Spitz
Mittergasse 3a
3620 Spitz a. d. Donau
Tel: +43(2713)2363
www.spitz-wachau.at

Donau-Niederösterreich Tourismus GmbH 
A- 3620 Spitz, Schlossgasse 3 
Tel: +43 2713 30060-60

www.wachau.at  
www.donau.com

Romantisches Donautal bei Dürnstein   Bild: Österreich-Werbung

In der Wachau   Bild: Österreich-Werbung

Wachauer Marillen in flüssiger Form  Bild: Gottfried Pattermann

Der Marillen-Knödel-Automat auf dem Spitzer Marillen-Kirtag  Bild: Gottfried Pattermann

In der Wachau - Der Marillenkirtag in Spitz an der Donau  Bild: Gottfried Pattermann

Wachauer Marillenknödel   Bild: Österreich-Werbung/Wolfgang Schardt

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