Wenn die Sonne unbarmherzig auf die Savannen brennt und der letzte Tropfen Regen längst verdunstet ist, beginnt in Kenia eine der spektakulärsten Jahreszeiten für Safari-Reisende. Die Trockenzeit – etwa von Juni bis Oktober – macht das Unsichtbare sichtbar: Wildtiere versammeln sich an den wenigen verbliebenen Wasserstellen, die Flüsse werden zu Lebensadern, an deren Ufern sich das Drama des afrikanischen Lebens in voller Pracht entfaltet. Wer jetzt nach Kenia reist, erlebt die Natur so unmittelbar wie selten – mit besten Chancen auf unvergessliche Tierbeobachtungen, klare Sichtverhältnisse und einzigartige Fotomotive.
Ein Vulkan als Oase
Im entlegenen Nordosten Kenias erhebt sich der Marsabit, ein uralter Inselvulkan, umgeben von trockenem Buschland. Und doch wirkt er wie ein tropischer Garten Eden. Am smaragdgrünen Lake Paradise, einem Kratersee wie aus einem Traum, tummeln sich Elefanten, Büffel, Netzgiraffen und Grévy-Zebras. In den Baumkronen zwitschert ein vielstimmiger Chor aus mehr als 400 Vogelarten – ein Paradies für Ornithologen und stille Genießer.
Die rote Wildnis des Ostens
Der Kora-Nationalpark, wenig bekannt und kaum besucht, ist ein raues, ursprüngliches Stück Afrika. Gespeist vom mächtigen Tana-Fluss, zieht diese Savannenlandschaft mit ihren rötlichen Böden in der Trockenzeit eine Vielzahl von Wildtieren an: Elefanten, Giraffen, Löwen, Lesser Kudus und Grant’s Gazellen. Wer hier unterwegs ist, spürt die Einsamkeit – und die ungezähmte Kraft der Natur.
Big Five und mehr
Samburu ist anders. Trockener, wärmer, wilder. Im Norden Kenias gelegen, punktet das Samburu National Reserve nicht nur mit den „klassischen“ Big Five, sondern auch mit seinen ganz eigenen Berühmtheiten: den „Samburu Special Five“. Dazu gehören Netzgiraffe, Grévy-Zebra, Beisa-Oryx, Gerenuk und Somali-Strauß – Tierarten, die man in anderen Teilen des Landes kaum zu Gesicht bekommt. Zentrum des Geschehens ist der Ewaso Nyiro River, der zur Trockenzeit zur Arche Noah der Region wird.
Geheimtipp für Ornithologen
Der Meru Nationalpark – wild, weit, wunderbar. Wer sich in den abgelegenen Nordosten wagt, wird belohnt: Neben den Big Five leben hier auch seltene Arten wie Aardwolf und Gerenuk. Besonders eindrucksvoll sind die dichten Flusswälder entlang des Tarawa-Flusses. Pel’s Fischuhu, einer der größten Eulen Afrikas, und majestätische Fischadler jagen hier nach Beute – ein Paradies für Vogelbeobachter mit Fernglas und Geduld.
Klein, aber oho
Drei Quadratkilometer Wildnis, so kompakt wie kostbar: Der Saiwa Swamp National Park im Westen Kenias schützt eine der scheuesten Antilopenarten Afrikas, die Sitatunga. Umgeben von Papyrus, Buschland und Wasserläufen leben hier auch Buschböcke, Waldottern und über 100 Vogelarten – ein Mikrokosmos der Artenvielfalt, perfekt für leise Beobachtungen und poetische Spaziergänge.
Magisches Kenia – auch ohne Regen
Wer glaubt, die Trockenzeit sei ein karger, lebloser Abschnitt, hat Kenia nie erlebt, wenn das Wasser knapp wird. Gerade jetzt offenbart das Land seine dramatischste, konzentrierteste Schönheit. Es ist die Zeit, in der Flüsse zu Rettungsankern werden, die Steppe zur Bühne und jedes Wasserloch zur Arena des Lebens. Für Reisende bedeutet das: beste Sichtverhältnisse, konzentrierte Wildbeobachtung, klare Wege und ein intensives Naturerlebnis – pur und ungeschminkt.
Noch mehr entdecken
Kenia bietet mit seinen 65 Schutzgebieten und Marineparks eine beeindruckende Vielfalt an Lebensräumen – vom Hochland über die Savanne bis zu den Korallenriffen des Indischen Ozeans. Wer mehr über die schönsten Orte, Routen und Regionen erfahren möchte, findet unter Magical Kenya eine interaktive Karte, praktische Tipps und jede Menge Inspiration für die nächste Reise.

In der Trockenzeit wird das Gras der Savanne kurz und Tiere sichtbar © Tintseh